Als private Volksschullehrerin in Thailand

Ulla Lefebvre

Als ich vor vier Jahren auf der Insel Phuket in Thailand zu unterrichten begann, wusste ich noch nicht, dass dies meine gesamte Zukunft verändern würde:

Zuerst noch die Lehramtsprüfung ...

Ich war gerade dabei, mich auf meine Lehramtsprüfung für Volksschulen vorzubereiten. Realisierend, dass ich so schnell keine Möglichkeit haben würde, in Österreich an einer Volksschule zu unterrichten, hatte ich mich für die Stelle einer „Privaten Volksschullehrerin und Erzieherin” beworben, die auf dem Schwarzen Brett der Pädak Baden ausgehängt war. Mein zukünftiger Brötchengeber kam im April für ein Bewerbungsgespräch nach Österreich und meinte: „Schau ja, dass die Lehramtsprüfung hinhaut, ich hör mir jetzt niemanden mehr an, das heißt ich zähl auf dich.” Somit hatte ich den Job. - Und im darauf folgenden Juni auch die Lehramtsprüfung :-).

Ich lerne meine „students” kennen

Ende August machte ich mich nach einer letzten Bergtour (Grossglockner) auf den Weg nach Thailand ... Ein bisschen mulmig im Magen, aber glücklich überhaupt Arbeit bekommen zu haben. Zusammen mit meinen beiden students, Christine (damals sieben Jahre, 2. Volksschule) und Sebastian (fünf Jahre, Vorschulstufe), die ihren Sommer ebenfalls in Österreich verbracht hatten, flog ich nach Thailand und hatte somit einen ganzen Flugtag Zeit, sie privat kennenzulernen.

Gleich am Morgen nach der Ankunft gingen die beiden ins Dulwich International College, das sie tagsüber besuchten. Ich hatte sie am Ende des Schultages (von 16 Uhr bis mindestens 20 Uhr abends) zu unterrichten, sowie am Wochenende vormittags. Auch ihre gesamte Freizeit verbrachten die beiden im ersten Jahr mit mir, und daraus resultierte manchmal eine 55-Stunden-Woche ohne freien Tag! Ich unterrichtete die beiden in Deutsch und Mathematik nach dem österreichischen Lehrplan, zusätzlich Sachunterricht, Zeichnen, Musik nach meinem Ermessen.

„Nur mehr 27 Wochenstunden” - dafür ein Zusatzjob

Da ich während dieses Jahres meinen späteren Mann kennenlernte, wir im Sommer darauf in Frankreich heirateten, war mein Boss nur zu glücklich, meinen Vertrag für ein weiteres Jahr zu verlängern. Natürlich konnte ich nun meine Stundenanzahl etwas heruntersetzen (27 Wochenstunden), während mein Gehalt in die Höhe ging ... Zusätzlich trat der Direktor des Colleges der Kinder an mich heran, ob ich nicht im Ausmaß von einigen Wochenstunden „Modern Foreign Languages - German for Primary” unterrichten könnte. Ich sagte zu, und hatte ab dem zweiten Jahr wieder einen zeitraubenden Job, die Vorbereitungen für acht Wochenstunden „German” zusammenzustellen!!!!!

Da nämlich für Deutsch als Fremdsprache kaum gute Resourcen vorhanden waren (und sind), die einen „Unterricht mit allen Sinnen” unterstützen, stellte ich im Laufe des Jahres mit den Unterrichtsmaterialien, Ideen und deren Verwirklichung fast ein eigenes Deutschbuch zusammen. Ich nehme mal an sagen zu können, dass mein Deutschkurs erfolgreich war, denn als einziger Kurs, der von den Eltern an der Schule extra bezahlt werden musste, stiegen die Schülerzahlen im folgenden Jahr so an, dass ich (neben den Kursen in Französisch, Mandarin, Japanisch und Extra-English) die meisten Schüler in der Klasse hatte.

... und dazu noch ein eigenes Baby!

Wichtig zu erwähnen wäre vielleicht noch, dass ich mittlerweile schwanger war (Ende des 2. Schuljahres) ... und obwohl ich meinen Job noch weiter ausüben wollte, verhinderte mein Baby dies, indem es als breech-position mit Kaiserschnitt zur Welt kam. Ich ging drei Tage vor der Operation in Karenz, musste den Lehrerposten im Dulwich aufgeben (Das Hin- und Herschleppen der vielen Materialien war in diesem Zustand bei einer Wanderklasse zu schwer) und auch meine „Nach-der-Geburt-Karenz” für die Hotelierskinder musste ich von zwei Wochen auf einen Monat verlängern.

Eine verlässliche einheimische Babysitterin fand ich einen Tag vor meinem Dienstantritt!! Seit der Geburt meiner anspruchsvollen und lebhaften Tochter Lena unterrichte ich nur mehr Christine und Sebastian. Dulwich International College ist zwar noch ein paar Mal an mich herangetreten, ob ich nicht vielleicht doch Interesse hätte weiter zu unterrichten bzw. einen „Vollzeit-Dienstvertrag” anzustreben, aber bis meine Tochter zwei Jahre alt ist, werde ich dies nicht in Betracht ziehen.

Zurück nach Österreich: ein Sprung ins kalte Wasser?

Inzwischen möchte mein Mann einen neuen Berufsweg einschlagen. Daher werden wir im nächsten Jahr nach Österreich zurückkehren. Das Lustige daran: Das wird sicher ein ebensolcher Sprung ins kalte Wasser wie mein Start vor fünf Jahren in Thailand, weil es wieder mal nicht sicher ist, ob ich überhaupt eine Stelle bekommen werde ..., wo diese sein wird ..., was mich erwartet ...

Ist das Leben nicht spannend ?????