Studieren in Australien

Silvia Pfeiffer (Deutschland), Lehramtsstudentin der Universität Lüneburg im 5. Semester

Soll ich ins Ausland gehen? Wahrscheinlich würden viele Student/innen diese Frage spontan mit Ja beantworten, allerdings kommen beim genaueren Hinsehen viele weitere Fragen und Zweifel hinzu, so dass die Motivation für ein entsprechendes Engagement versiegen kann:

  • Wohin soll ich gehen?
  • Es gibt nur sehr wenige Austauschplätze – wie bekomme gerade ich einen Platz bei der starken „Konkurrenz”?
  • Wie viel Geld benötige ich und woher soll ich das bekommen?
  • Ich bin nicht gut genug in der Sprache des Gastlandes.
  • Wie funktionieren das Studium und das Leben dort überhaupt?
  • Wahrscheinlich verlängert sich dadurch mein Studium.
  • Ich werde meine/n Freund/in vermissen und setze unsere Beziehung aufs Spiel.
  • Was mache ich mit meiner Wohnung?

Persönliche Erfahrungen als Mutmacher für Nachfolgende

Gleiche und ähnliche Fragen hatte auch ich, bevor ich mich für das Austauschprogramm der Universität Lüneburg mit der University of Queensland in Brisbane beworben habe. Gerade die Zweifel wegen der hohen Nachfrage nach dem Studienplatz waren auch bei mir recht stark. Was mich dennoch zu einer Bewerbung bewogen hat, war die Hoffnung auf Erfolg sowie die Bereitschaft, viel Energie und Zeit in die Bewerbung zu investieren: „Mal eben so” funktioniert die Organisation eines Auslandsaufenthaltes nicht. Ich habe aber den ganzen Organisationsprozess als Herausforderung für mich gesehen und kann nur sagen, dass es ein unwahrscheinlich gutes Gefühl ist, wenn sich letztendlich herausstellt, dass sich alle Mühen gelohnt haben!

Was ist der Lohn für den Aufwand?

Ich empfinde es als Belohnung, viele neue Anregungen und Ideen für mein restliches Studium, meinen Beruf und meine Person erhalten zu haben:

  • Es begann mit der Erfahrung, mich an einer völlig neuen, großen Universität zurechtzufinden. Am Anfang war ich etwas nervös, aber schon nach kurzer Zeit habe ich mich dort eingewöhnt. Das hat mir gezeigt, dass ich an fremden Orten, ganz allein, gut zurechtkommen kann. Das zu wissen, bereitet mir ein gutes Gefühl. Ich konnte meine Selbständigkeit überprüfen und weiterentwickeln.
  • Gerade am Anfang war der Kontakt zu anderen internationalen Student/innen sehr wichtig. Ich war erstaunt, wie schnell ein Gemeinschaftsgefühl entsteht und wie sich alle Student/innen gegenseitig unterstützen und motivieren. Ich habe gelernt, noch offener gegenüber fremden Menschen zu sein. Ich habe außerdem Student/innen aus ganz verschiedenen Studiengängen kennen gelernt und von ihrem Studium erfahren.
  • Ich empfand es als sehr bereichernd, direkt von den einzelnen Student/innen über ihre Länder und Lebensweisen zu erfahren. Ebenso hatte ich die Möglichkeit, australische Studierende zu beobachten und durch gemeinsame Lerngruppen mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Ich hatte das Gefühl, dass sich ihre Studierweise von unserer unterscheidet. Beispielsweise stellte ich fest, dass sie viel mehr dazu neigen, in der Bibliothek zu studieren als zu Hause.
  • Ich konnte auch meinen englischen Schreibstil verbessern. Ich denke, dass die permanente Kombination aus Hören, Sprechen und Schreiben in der Fremdsprache sehr effektiv ist. Lernfortschritte können so viel schneller erzielt werden, als das im eigenen Land der Fall ist. Beim Schreiben vieler Assignments (schriftliche Arbeiten) wurden mir Learning Adviser zur Verfügung gestellt, so dass ich sehr schnell ein Feedback und Hilfestellungen erhielt.
  • Ich hatte die Möglichkeit, auch andere Fächer zu belegen als in Lüneburg. Zudem stand mir andere Literatur (keine deutschen Autoren!) zur Verfügung. Ich habe die Scheu vor englischsprachiger Literatur verloren. Mir wurde bewusst, dass es viele Informationsquellen gibt, die ich bisher kaum genutzt hatte, z.B. Datenbanken oder Internetseiten amerikanischer Universitäten. Gerade im Internet stehen wesentlich mehr Informationen in englischer als in deutscher Sprache bereit!

 

Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg!

Hier habe ich sicherlich nur einige Dinge genannt, die ein Auslandssemester bewirken kann – und ich kann nur jedem empfehlen, sich auf so ein Abenteuer einzulassen.

Um auf meine Anfangsbefürchtungen zurückzukommen: Meine Wohnung habe ich untervermietet; Kontakt zu meinen deutschen Freunden habe ich per E-Mail gehalten und dabei tolle Unterstützung bekommen; das Studium muss sich nicht verlängern, wenn man es richtig organisiert; Sprachkenntnisse kann man vorher verbessern bzw. man bekommt sie durch den Aufenthalt im Gastland sowieso.

Ich bin fest davon überzeugt, dass beim Thema Auslandsaufenthalt das Sprichwort gilt: „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg!” Bleibt also nur noch die Entscheidung: Welches Land interessiert mich besonders?